17 Ziele für eine Nachhaltige Entwicklung
Ziel 1: Armut in allen Formen und Überall Beenden
Etwa 8,2 Prozent der Weltbevölkerung lebten 2019 in extremer Armut. Aufgrund der Corona-Krise wird die Zahl der in Armut lebenden Menschen allerdings zum ersten Mal seit 30 Jahren wieder ansteigen.
„Armut ist nicht natürlich, sie wurde von den Menschen geschaffen und kann deshalb überwunden, sowie durch geeignete Maßnahmen ausgerottet werden. Die Beseitigung der Armut ist kein Akt der Barmherzigkeit, sondern der Gerechtigkeit.“ (Nelson Mandela, Friedensnobelpreisträger)
Ziel 2: Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern
Laut der UN waren 2018 ca. 2 Milliarden Menschen weltweit von moderater oder schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen. Gut 21 Prozent der Kinder unter fünf Jahren litten 2019 unter chronischer Unterernährung.
„Die Weltlandwirtschaft könnte problemlos 12 Milliarden Menschen ernähren. Das heißt, ein Kind, das heute an Hunger stirbt, wird ermordet.“ (Jean Ziegler, Soziologe und Politiker)
Ziel 3: Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern
Etwa die Hälfte der Weltbevölkerung hat keinen Zugang zur Gesundheitsversorgung. 2017 starben weltweit ca. 300.000 Frauen infolge von Schwangerschafts- oder Geburtskomplikationen.
„Es ist Zeit, Gesundheitsfürsorge als Teil einer ’sozialen Infrastruktur‘ zu konstituieren, die Gesundheit als ein öffentliches Gut begreift, das allen verfügbar sein muss.“ (medico international)
Ziel 4: Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern
Trotz einiger Fortschritte hatten 2018 immer noch 258 Millionen Kinder und Jugendliche weltweit keinen Bildungszugang. Ca. 773 Millionen Erwachsene waren Analphabeten, zwei Drittel davon Frauen.
„So lasst uns denn den Kampf aufnehmen gegen Analphabetismus, Armut und Terror und dazu unsere Bücher und Stifte in die Hand nehmen. Sie sind unsere wirksamsten Waffen. Ein Kind, ein Lehrer, ein Stift und ein Buch können die Welt verändern. Bildung ist die einzige Lösung. Bildung steht am Anfang von allem.“ (Malala Yousafzai, Kinderrechtsaktivistin und Friedensnobelpreisträgerin)
Ziel 5: Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen
Frauen verdienen immer noch weniger als Männer und sind oft Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt. Im Schnitt liegt der Frauenanteil in den nationalen Parlamenten weltweit bei 24,9% und in Führungspositionen bei 28%.
„Die von der UN formulierten Ziele für nachhaltige Entwicklung sind ein wichtiger Schritt, das Recht auf Selbstbestimmung für Frauen und Mädchen weltweit einzufordern. Wir sind noch lange nicht am Ziel, wenn es um die gelebte Geschlechtergleichstellung geht.“ (Ulrike Hauffe, von 1994 bis 2017 Bremer Landesbeauftragte für Frauen)
Ziel 6: Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten
2,2 Milliarden Menschen fehlt der dauerhafte Zugang zu sauberem Trinkwasser. Weltweit haben ca. 3 Milliarden Menschen keine Handwascheinrichtungen zu Hause, obwohl Händewaschen die effektivste Vorbeugemaßnahme gegen COVID-19 ist. Etwa 673 Millionen Menschen müssen ihre Notdurft noch immer im Freien verrichten.
„Wir müssen alle 17 SDGs zusammen denken. SDG 6 mit dem Wasserkreislauf in all seinen Aspekten ist der Erreichung aller SGDs gewidmet. Wir erreichen alle Entwicklungsziele nur, wenn wir verstehen, wie Wasser als global begrenzte Ressource mit den anderen Zielen verbunden ist.“ (Stefan Reuter, Geschäftsführer des BORDA e.V.)
Ziel 7: Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und moderner Energie für alle sichern
Etwa 10 Prozent der Weltbevölkerung lebt ohne Zugang zu Elektrizität. Der größte Teil der weltweit verbrauchten Energie stammt immer noch aus der Verbrennung fossiler Energieträger (nur ca. 17 Prozent stammen aus erneuerbaren Energien). Dabei werden Gase und Schadstoffe freigesetzt, die zur Erderwärmung beitragen.
„Kernkraftwerke hinzustellen, ohne zu wissen, wo der Atommüll endlagert werden kann, ist wie das Abziehen einer Handgranate bevor man weiß, wo man sie hinwerfen wird.“ (Dieter Hildebrandt, Kabarettist, Schauspieler und Buchautor)
Ziel 8: Dauerhaftes, breitenwirksames und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern
Trotz Verbesserungen in den letzten Jahren lebten 2019 gut 7 Prozent der Beschäftigten weltweit in extremer Armut. Gut 60 Prozent der Arbeitenden sind in der informellen Ökonomie tätig. Aufgrund der Corona-Krise und weltwirtschaftlichen Rezession ist die Arbeitslosigkeit und die Zahl der Kinderarbeiter*innen gestiegen.
„Das Problem ist nicht, dass wir mehr Wohlstand wollen. Das Problem ist, dass wir Wohlstand durch materiellen Besitz definieren.“
(Dennis Meadows, Ökonom)
Ziel 9: Eine widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen, breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen
Luft und Klima werden durch die Industrie belastet, die für ca. 24 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich ist. Auf den Verkehrssektor fallen weitere ca. 24 Prozent der Emissionen. Jährlich führt Luftverschmutzung zu etwa 4,2 Millionen vorzeitigen Todesfällen weltweit (80.000 allein in Deutschland).
„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“ (Albert Einstein, theoretischer Physiker und Physik-Nobelpreisträger)
Ziel 10: Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern
Die Kluft zwischen Arm und Reich wächst. Die Ungleichheit betrifft auch Deutschland. Laut einem Oxfam-Bericht von 2020 besaß im Jahre 2017 die ärmere Hälfte der deutschen Bevölkerung zusammen nur 1,3% des Gesamtvermögens. Weltweit gesehen besitzt die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung nicht einmal 1% des globalen Vermögens.
„Würde man das Vermögen der unteren Hälfte auf 1,5 oder zwei Prozent aufstocken, hätte man für die Armen so viel erreicht wie mit 30 Jahren Wachstum, und das, ohne die planetarischen Grenzen weiter zu überschreiten.“ (Thomas Pogge, Professor für Philosophie)
Ziel 11: Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten
Etwa 54 Prozent der Weltbevölkerung lebten im Jahr 2015 in Städten. Es wird erwartet, dass dieser Anteil bis 2050 auf 70 Prozent ansteigt. Schon heute sind die Städte für 70 Prozent der globalen Treibhausgas-Emissionen und des Abfalls verantwortlich. Weltweit atmen neun von zehn Stadtbewohner*innen Luft ein, deren Schadstoffbelastung die Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation überschreitet.
„Wir müssen jetzt entscheiden, welche Werte uns wichtig sind. Wie wir leben wollen. Natürlich macht es einen Unterschied, ob die globale Durchschnittstemperatur nur um zwei oder doch um vier, fünf oder mehr Grad steigt. Es ist ja immer noch möglich, die richtigen Entscheidungen zu treffen.“ (Naomi Klein, Journalistin)
Ziel 12: Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen
Exzessive Ressourcennutzung durch übermäßigen Konsum belastet die Umwelt. Wenn alle Menschen so leben würden wie die Bewohner*innen Deutschlands, bräuchten wir drei Erden. Beispiel Elektroschrott: Durchschnittlich entstanden im Jahr 2019 pro Kopf weltweit 7,3 Kilo Elektroschrott. In Deutschland waren es 20 Kilo.
„Immer wieder gibt der Mensch Geld aus, das er nicht hat, für Dinge, die er nicht braucht, um damit Leuten zu imponieren, die er nicht mag.“ (Danny Kaye, Schauspieler, Komiker und Sänger)
Ziel 13: Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen
Die Hauptursache für den Klimawandel ist der Ausstoß von Treibhausgasen. In Deutschland lag die durchschnittliche CO2-Emission pro Kopf im Jahr 2019 bei ca. 8,52 Tonnen. Weltweit muss dieser Wert auf maximal 1,5 Tonnen pro Person bis 2050 reduziert werden, um den Klimawandel abzuwenden.
„Wir erleben eine Klimamanipulation. Das Wort ’Klimawandel‘ legt fälschlich nahe, dass es sich um eine Veränderung des Klimas ohne Eingriffe des Menschen handelt.“ (Ekkehart Mittelberg, Germanist)
Ziel 14: Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne nachhaltiger Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen
Rund 30% der weltweiten Fischbestände sind überfischt (im europäischen Atlantik ca. 63% und im Mittelmeer ca. 82%). Außer der Verschmutzung und Versauerung lässt auch die globale Erderwärmung ungeahnte Folgen für die Ozeane und Meere vermuten. Ferner landen jedes Jahr ca. 10 Millionen Tonnen Plastik in den Ozeanen, die sich nicht biologisch abbauen, sondern in immer kleinere Teilchen zerfallen. Da Meerestiere die kleinen Plastikteilchen mit Nahrung verwechseln, gelangen die Plastikteilchen auch in die menschliche Nahrungskette.
„In den Mägen an der Nordseeküste gestrandeter Pottwale haben Veterinäre viel Müll gefunden. (…). Bei Untersuchungen tauchten Fischernetze, Leinen, alte Autoteile, Kaffeekapseln und Verpackungen in teils erheblichem Ausmaß auf, (…).“ (Weser Kurier 18.05.2016)
Ziel 15: Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodendegradation beenden und umkehren und dem Verlust der biologischen Vielfalt ein Ende setzen
Der Verlust der biologischen Vielfalt wird immer deutlicher, dabei ist sie Grundlage unseres Lebens – und diese wird gerade im rasanten Tempo zerstört. Schätzungen zufolge haben sich 60% der weltweiten Ökosysteme verschlechtert oder werden nicht nachhaltig genutzt. 75% der genetischen Vielfalt landwirtschaftlicher Kulturen gingen seit 1990 verloren. Mehr als die Hälfte der Regenwälder wurden bspw. für die Palmöl-, Agrartreibstoff-, Futtermittel- und Fleischproduktion bereits vernichtet.
„Wir müssen die Warnung ernst nehmen, die Menschheit habe bereits ’planetary boundaries‘ überschritten und sei dabei, ’ihren‘ Planeten zugrunde zu richten.“ (Elmar Altvater, Politikwissenschaftler)
Ziel 16: Friedliche und inklusive Gesellschaften für eine nachhaltige Entwicklung fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und leistungsfähige, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen
Im Jahr 2019 sind 26 Millionen Menschen vor Konflikten, Verfolgung oder schweren Menschenrechtsverletzungen geflohen. Deutschland zählt zu den größten Waffenexporteuren der Welt und liefert Waffen in Länder, in denen Menschenrechte verletzt werden oder die direkt in militärische Konflikte verstrickt sind.
„Man muß Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“ (Elie Wiesel, Schriftsteller und Friedensnobelpreisträger)
Ziel 17: Umsetzungsmittel stärken und die Globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben erfüllen
Trotz Zusagen der Industrieländer zur Aufstockung der Entwicklungsfinanzierung ist die öffentliche Netto-Entwicklungshilfe 2019 zum zweiten Mal in Folge gesunken. Bis jetzt haben nur fünf Länder das Ziel erreicht, 0,7% des Bruttonationaleinkommens für Entwicklungszusammenarbeit auszugeben. Deutschland gehört aber nicht dazu.
„Was alle Menschen weltweit verbindet, ist der Wunsch, in Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und gesunder Umwelt zu leben. Das sollte der Motor für all unser Handeln sein.“ (Marie-Luise Abshagen, Politikwissenschaftlerin)