01 2023

Liebe Leser*innen,

 

ich hoffe, Sie kriegen gerade nicht die Krise. Warum? Wir leben in einer Zeit voller Krisen: Klimakrise, Energiekrise, Coronakrise, Inflations- und Konjunkturkrise, Demokratiekrise,… Wir sind  im Dauerkrisenmodus und mit „wir“ meine ich nicht nur Sie und mich, sondern auch die Entscheidungsträger*innen in Politik und Wirtschaft. Es gehört wohl zum Krisenmodus dazu, dass dann – zumindest staatlicherseits – nicht gekleckert, sondern geklotzt wird: Aus dem WUMMS in der Coronakrise wurde ein DOPPELWUMMS, um der Energiekrise die Stirn zu bieten. Und für das Sondervermögen der Bundeswehr musste sogar eine ZEITENWENDE heraufbeschworen werden. Soweit die Deutsche Sichtweise auf die Dinge, aber wie sieht es denn im globalen Maßstab aus?

 

Alle genannten Krisen treffen auch die Länder des Globalen Südens. Gibt es einen Unterschied? Natürlich gibt es den, denn die Möglichkeiten, auf die Krisen zu reagieren, sind ungleich verteilt. Die Länder des Globalen Südens haben eben nicht die Möglichkeit sich günstig zu verschulden. Sie können keinen WUMMS und schon gar keinen DOPPELWUMMS für die Entlastung der Bevölkerung beschließen. Und eine ZEITENWENDE ist auch nicht in Sicht, denn es läuft das immer gleiche Spiel: Die mächtigen und reichen Staaten treffen vollmundige Beschlüsse und stellen Gelder bereit, von denen die ärmeren Länder profitieren sollen. Dies ist immer wieder auf den diversen Klimakonferenz zu beobachten. Umgesetzt und finanziert wird aber nur ein Bruchteil der großen Pläne.

 

Ein kleine Zahlenspielerei: Laut einer Studie, an der auch die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen beteiligt war, benötigt es im Zeitraum 2020 -2030 jährlich 14 Mrd. Dollar zusätzlich, um den Hunger weitgehend zu beenden. Das wären also insgesamt 140 Mrd. Dollar in zehn Jahren. Alleine das Sondervermögen der Bundeswehr hat ein Volumen von 100 Mrd. Euro (aktuell wären das rund 110 Mrd. Dollar). Für die reichen Staaten wäre esquasi ein Kinderspiel, einem Großteil der hungernden Weltbevölkerung aus ihrer Notlage zu verhelfen. Wenn ich diese Zahlen vergleiche, dann kriege ich die Krise!

 

Um vor lauter weltweiten Krisen nicht zu verzweifeln, erfreuen wir uns im BeN daher lieber an den kleinen Dingen, zum Beispiel an der Neufassung der entwicklungspolitischen Leitlinien des Landes Bremen. Vor ziemlich genau einem Jahr wurden diese beschlossen. So soll etwa der Bereich Teilhabe behinderter Menschen in der Entwicklungszusammenarbeit ausgebaut werden.  Dies ist richtig und wichtig, denn behinderte Menschen in Nord und Süd kriegen immer noch die Krise, wenn sie über die Barrieren nachdenken, die ihnen die Gesellschaft in den Weg stellen. Hieran wollen auch wir im BeN etwas ändern und falls jemand Interesse hat daran mitzuwirken: Einfach bei uns melden. Denn gegen Krisen-Niedergeschlagenheit helfen bekanntlich Selbstwirksamkeitserfahrungen.

 

In diesem Sinne wünsche ich alles Gute und bitte nicht die Krise kriegen!

 

Herzlichst

Christopher Duis

 

Christopher erreichen Sie unter christiopher.duis@ben-bremen.de

1976 klagte Emma DeGraffenreid gemeinsam mit vier anderen Schwarzen Frauen in den USA gegen ihre Kündigung aufgrund von Diskriminierung bei General Motors. Das Gericht wies die Klage jedoch ab. Es konnte keine rassistische oder sexistische Diskriminierung feststellen, da weder weiße Frauen noch Schwarze Männer von den Kündigungen betroffen waren.[1] Die Tatsache, dass Schwarze Frauen hier doppelt betroffen waren und somit mehrfache Diskriminierung erfuhren, wurde nicht anerkannt.

Ausgehend von diesem und ähnlichen Fällen prägte die Juristin Kimberlé Crenshaw den Begriff der Intersektionalität, der sich vom englischen Wort für Straßenkreuzung (intersection) ableitet. Intersektionalität, auch als Mehrfachdiskriminierung bezeichnet, macht deutlich, dass Menschen nicht nur von einer Form der Diskriminierung (z.B. Rassismus, Sexismus, Ableismus, Klassismus) betroffen sein können, sondern von mehreren gleichzeitig. Diese können sich gegenseitig beeinflussen und auch verstärken.

Eine intersektionale Perspektive kann daher dazu beitragen Ungleichheiten und Diskriminierungen zu erkennen und zu bekämpfen. Diese Herangehensweise lässt sich auch auf den Umweltbereich übertragen. 2020 ging ein Instagram-Post[2] der Aktivistin Leah Thomas viral, in dem sie auf die Notwendigkeit einer intersektionalen Betrachtung von Umweltthemen aufmerksam machte. Intersektionaler Umweltschutz (engl. Intersectional Environmentalism) ist ein inklusiver Ansatz, der anerkennt, dass ökologische Gerechtigkeit untrennbar mit sozialer Gerechtigkeit verbunden ist und beide für eine nachhaltige Zukunft zusammengedacht werden müssen.[3] Der Ansatz berücksichtigt die unterschiedlichen Auswirkungen von Umweltproblemen auf verschiedene Gruppen, z.B. Schwarze Menschen und People of Color, indigene Gruppen oder Menschen mit Behinderung und betont, dass besonders marginalisierte Stimmen gehört werden müssen.  

Es gibt viele Beispiele dafür, warum diese Perspektive so wichtig ist. Ein Beispiel ist globale Klimagerechtigkeit. Länder des Globalen Südens sind schon heute besonders stark von den Folgen der Klimakrise betroffen, obwohl sie am wenigsten dazu beigetragen haben. Aber auch hier sind manche Menschen stärker als andere betroffen, z.B. Frauen, Kleinbauern- und bäuerinnen oder indigene Gemeinschaften. Auch in Deutschland werden manche Gruppen in ihrer Betroffenheit oft übersehen. Bei der Flutkatastrophe im Ahrtal ertranken in einer Behinderteneinrichtung 12 Menschen, da sie nicht rechtzeitig gewarnt und evakuiert wurden. In einigen deutschen Städten zeigt sich bereits heute, dass es in Stadtteilen, in denen überwiegend Menschen mit geringerem Einkommen leben, im Sommer besonders heiß wird (z.B., weil es dort weniger Grünflächen gibt).[4]

Gerade in entwicklungspolitischen Kontexten haben wir es mit komplexen Fragestellungen zu tun, in denen viele Faktoren, Themen und Perspektiven zusammenkommen. Umso wichtiger ist es, sich bewusst zu machen, welche marginalisierten Perspektiven oft übersehen werden. Eine intersektionale Brille, auch im Umweltbereich, wie sie Aktivistin Leah Thomas vorschlägt, kann dabei unterstützen,  um Ungerechtigkeiten, Machstrukturen und marginalisierte Perspektiven verstärkt in den Blick zu nehmen.  

Sara erreichen Sie hier: sara.broda@borda.org

[1] Schwarz wird an dieser Stelle großgeschrieben, da es eine Selbstbezeichnung ist und eine von Rassismus betroffene Position in der Gesellschaft beschreibt. Weiß beschreibt hier eine privilegierte Position in einer von Rassismus geprägten Gesellschaft, keine biologische Eigenschaft.

[2] https://www.instagram.com/p/CAvaxdRJRxu/?img_index=1

[3] Thomas, Leah. “The Intersectional Environmentalist: How to Dismantle Systems of Oppression to Protect People + Planet.“ Souvenir Press, 2022.

[4] https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2023-08/soziale-ungleichheit-hitze-stadtklima-beton-klima-anpassung

Foto: Ricardo Gomez Angel auf Unsplash

In Afrika leben im Jahr 2022 etwa 664 Millionen Kinder und Jugendliche unter 17 Jahren. Somit sind geschätzt rund 48% der Gesamtbevölkerung des afrikanischen Kontinents minderjährig.

 

Laut einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung suchen etwa 20 Millionen Menschen aus Subsahara Afrika einen Arbeitsplatz, den es weder auf dem Land noch in der Stadt gibt. Dieser Umstand, sowie Herausforderungen wie ‚Bad Governance‘, Korruption oder Ausbeutungen führen zu einer kontinuierlichen Frustration der Jugend. 

 

Aber: Immer mehr junge Menschen in Afrika nehmen die Geschichte ihrer Heimat selbstbewußt in die Hand, wie aktuell im Niger zu sehen! Auch in Burkina Faso, Mali und anderen Staaten Westafrikas sind viele gut gebildete junge Männer und Frauen dabei, sich von den ehemaligen Kolonialmächten endgültig zu trennen. Sie haben gelernt und erkannt, dass diese – allen voran Franzosen und Engländer – sich nach wie vor kolonialistisch verhalten und viele afrikanische Menschen nicht wirklich an den Gewinnen, die ihre Rohstoffe erbringen, beteiligen. Das führt zu einer großen Ablehnung der europäischen Afrika-Politik. Aber auch die Aktivitäten Chinas und Russlands werden mit dem erlangten Selbstbewusstsein kritisch hinterfragt. 

 

Der Aufklärungsprozess findet jetzt auf dem Kontinent selbst statt. Die EU beobachtet diesen Umbruch mit Hilflosigkeit. Er könnte jedoch dazu führen, dass junge afrikanische Menschen in ihrer Heimat bleiben und nicht mehr das Risiko eingehen, über das Mittelmeer nach Europa zu kommen.

Virginie erreichen Sie unter virginie.kamche@anb-bremen.de

Seit Januar bin ich Regionalpromotor beim Nord-Süd-Forum. Ich wurde sehr gut aufgenommen und hatte mit dem Strategieplanungsworkshop der Fairtrade-Steuerungsgruppe einen dynamischen Start. Mittlerweile gibt ein Selbstverständnis-Papier der Gruppe eine klare Orientierung.

 

Mein Arbeitsthema ‚Globale Bildung‘ beinhaltet Kontakt mit hiesigen Schulen sowie deren Beratung in BNE, aber auch Gelegenheit für Vernetzungen zu Jugendorganisationen, die in Sachen Klimagerechtigkeit unterwegs sind und der Auseinandersetzung mit dem Whole Institution Approach. Diesen sehe ich als konsequente Weiterentwicklung der partizipativen Methodik, welche ich aus der internationalen Entwicklungszu­sammenarbeit kenne.

 

Bezüglich Vernetzung als Teil der Promotorenarbeit genieße ich den Vorteil, dass sich im Eine Welt Haus des NSF zahlreiche lokale Akteure wie ADFC, Klimawerkstatt u. a. hier regelmäßig versammeln.

 

Um die Ecke befindet sich die Hafenstraße, die mit ihren zahlreichen inter­nationalen Geschäften schon etwas von ‚Einer Welt‘ hat. Überhaupt brauche ich in meiner Arbeitsregion lediglich ein Fahrrad als Dienstfahrzeug.

 

 

Georg ist hier zu erreichen: fernau@nsf-bremerhaven.de

Als Dachverband ist das BeN ständig auf der Suche nach Möglichkeiten, die entwicklungspolitischen Themen unserer Mitglieder in die (Fach-) Öffentlichkeit, in Politik oder Verwaltung zu bringen.

 

Seit gut 1,5 Jahren unterstützt die Stelle Infomationsarbeit bei der Außendarstellung der Themen, aber auch bei der Vernetzung nach Innen: Wie können wir Themen bündeln oder zeitlich aufeinander abstimmen, damit Synergie-Effekte entstehen?  

 

Aktuell bieten wir Workshops zu den Themen Zielgruppen, Corporate Identity, Veranstaltungsformate, Jahresplanung und Pressemitteilungen an. Damit diese Themen möglichst viele von euch erreichen, können wir individuelle Termine vereinbaren!

 

Worum es in den Workshops im Einzelnen geht, erfahrt ihr hier. Habt ihr weitere Themenwünsche? Dann sprecht uns gerne an und wir gucken, was wir möglich machen können.

 

Als weiteres Instrument, um entwicklungspolitische Themen in die Öffentlichkeit zu bringen, veröffentlichen wir seit diesem Jahr etwa alle 2-3 Monate einen Hintergrund Globale Gerechtigkeit. Die Hintergründe sollen Medienschaffende anregen, sich mehr mit entwicklungspolitischen Themen zu beschäftigen und ihnen den Einstieg erleichtern.  

 

Dazu wird ein übergeordnetes Thema (z.B. Klimagerechtigkeit) aus unserem Arbeitsspektrum so aufbereitet, dass z.B. Redaktionen sich über den Stand der Diskussion, Lösungsansätze, den Bezug zu Bremen und Perspektiven aus dem Globalen Süden informieren können.

 

Anreger für diese Reihe war die Ausstellung Vergessene Welten und blinde Flecken, die im vergangenen Jahr in Bremen zu sehen war und in der deutlich wurde, wie wenig in unseren Medien über die Themen des Globalen Südens berichtet wird.

 

Den ersten Hintergrund Arbeitsrechte auf See und alle folgenden findet ihr hier. Wenn ihr Ideen für Hintergrundthemen habt, meldet euch gerne bei mir!

christiane.mache@ben-bremen.de

Klimawandel ist in aller Munde, aber was ist eigentlich mit Klimagerechtigkeit?

 

Das politische Konzept verbindet die Themen Umwelt und Menschenrechte und nimmt so die soziale Komponente des Klimawandels mit in den Blick. Als Promotorin für Fairen Handel scheint mir die Auseinandersetzung mit diesem Aspekt in der aktuellen Klimadebatte längst überfällig.

 

Ungerecht ist, dass die Menschen, die am wenigsten zur Entstehung der Klimakrise beigetragen haben, am stärksten von den Folgen betroffen sind. Neben zukünftigen Generationen betrifft dies vor allem Menschen in Ländern des Globalen Südens.

 

Unter dem Motto Fair. Und kein Grad mehr! dreht sich daher bei der diesjährigen Fairen Woche alles um Klimagerechtigkeit und den Beitrag des Fairen Handels hierzu.

 

Es wird Zeit, dass sich etwas ändert. Denn: keine Klimagerechtigkeit ohne Handelsgerechtigkeit.

 

Auch in Bremen fanden wieder zahlreiche Aktionen und Veranstaltungen statt. Der Koordinationskreis Faire Woche Bremen hat mit einer Social Media Aktion auf die Themen aufmerksam gemacht. Alle Beiträge findet ihr hier:

 

https://www.facebook.com/biz.bremen/ und https://www.instagram.com/biz.bremen/

 

Weitere Infos und Veranstaltungen der Fairen Woche Bremen gibt es unter: https://fairewoche.bizme.de/

Webbanner_1096x774_1