Wahlprüfstein # 7

Wie stehen Sie zur Aufarbeitung der Sammlungsgeschichte Bremer Museen, in enger Zusammenarbeit mit den Herkunftsgesellschaften, und der Rückgabe von Exponaten aus kolonialen Kontexten?

CDU

Für die CDU Bremen ist die Aufarbeitung des Kolonialismus ein äußerst wichtiges Thema, das in enger Zusammenarbeit mit den Herkunftsländern sehr sensibel behandelt werden muss. Bremen steht hier in einer besonderen Verantwortung. Wir unterstützen unsere Kultur- und Forschungseinrichtungen darin, die Verbrechen der Vergangenheit aufzuarbeiten. Wir begrüßen sehr, dass das Überseemuseum in der Provenienzforschung bundesweit eine führende Rolle einnimmt. Zur Verantwortung und zur Aufarbeitung gehört es dazu, Exponate aus kolonialem Kontext zurückzuführen.

SPD

Die Epoche des Kolonialismus gehört zu den verbrecherischen Abschnitten der deutschen Geschichte. Im Zuge der wirtschaftlichen Ausbeutung der Kolonien gab es seit Beginn dieser Gebietsaneignungen auch einen großangelegten Abtransport künstlerischer Artefakte aus den außereuropäischen Herrschaftsgebieten. Viele Kunstwerke und sakrale Kultgegenstände wurden geraubt oder wechselten durch vertragliche Enteignung in neue Besitzverhältnisse. Wir haben bereits 2019 die ‚Kulturpolitischen Leitlinien zum Umgang mit dem kolonialen Erbe‘ beschlossen, in denen ausdrücklich der Wille zur Rückgabe formuliert ist, sofern diese von den Herkunftsgesellschaften gewünscht wird. Das Bremer Übersee-Museum zählt dabei mit mehreren Forschungsprojekten zur Provenienz von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten zu den bundesweit führenden Einrichtungen auf diesem Gebiet. So wird unter anderem gemeinsam mit dem Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven zur Rolle maritimer Logistik bei der Verbringung von Kulturgütern geforscht. Diesen Umgang und diese Praxis fordert und unterstützt die SPD ausdrücklich.

BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN

Wir wollen uns weiterhin dafür einsetzen, dass das Interesse, attraktive Sammlungsgüter in den Beständen zu behalten, der historischen Verantwortung hinsichtlich der Herkunft dieser Güter weicht und unrechtmäßig in Besitz genommenes Kulturgut zur Rückgabe angeboten wird. Mit hoher Priorität muss dabei besonders die Rückgabe von menschlichen Gebeinen vorangetrieben werden. Häufig ist umfangreiche Provenienzforschung notwendig, um klären zu können, woher die Kulturgüter stammen und an wen sie heute zurückzugeben wären. Das Bremer Übersee-Museum gehört mit mehreren Forschungsprojekten zur Provenienz von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten zu den bundesweit führenden Einrichtungen auf diesem Gebiet. Wir begrüßen dabei auch die Aktivitäten auf Bundesebene von Kulturstaatsministerin Roth und Außenministerin Baerbock, die z. B. den Weg für die Rückgabe der Benin-Bronzen freigemacht und die Grundlagen für weitere Rückgabevereinbarungen mit Nigeria gelegt haben. Solche Prozesse auf Augenhöhe müssen mit allen betroffenen Staaten vorangebracht werden.

DIE LINKE

Die Bremer Museen haben begonnen, die Herkunft ihrer Sammlungen zu erforschen, und bemühen sich, geraubte oder anders unrechtmäßig erworbene Gegenstände zu identifizieren. DIE LINKE spricht sich für eine vollständige Rückgabe dieser Gegenstände an die Herkunftsgesellschaften aus. Nur wenn dies nicht möglich oder erwünscht ist, ist in Absprache mit den Herkunftsländern eine andere Lösung zu entwickeln. Vordringlich sind dabei menschliche Überreste in den Sammlungen zu identifizieren und zurückzugeben. Damit die Museen diese Aufgabe umsetzen können, bedarf es weiterer finanzieller Mittel.

FDP

Als FDP befürworten wir die Provenienzforschung und sind der Auffassung, dass das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste langfristig ausreichend finanziert werden sollte. Wir sind der Überzeugung, dass die Bremer Museen im Einklang mit den Grundsätzen der Washingtoner Erklärung mit Anspruchsberechtigten zusammenarbeiten sollten, um eine dauerhafte Lösung für den Umgang mit unrechtmäßig erworbenen Kulturgütern aus kolonialem Kontext zu finden.